Nach dem Westringgipfel: Vorschläge der Grünen für eine umweltverträgliche Verkehrslösung für den Großraum Linz

UNTERLAGEN ZUR PRESSEKONFERENZ

Dienstag, 11.01.2011, 11 Uhr

OÖ. Presseclub

mit:

LR Rudi ANSCHOBER
Landessprecher der Grünen OÖ

NAbg. Dr inGabriela MOSER
Verkehrssprecherin der Grünen

LAbg. Markus REITSAMER
Verkehrssprecher der Grünen OÖ

Gerda LENGER
Klubobfrau der Grünen Linz

LR Rudi ANSCHOBER
Landessprecher der Grünen OÖ

VPSPFP feiern Scheinlösung beim Westring und lassen gleichzeitig zu, dass ein Teil der Pendlerstrecken nach Linz immer schlechter wird, deshalb immer mehr Pendler auf die Straße gezwungen werden und daher dort der Stau immer größer wird. Die Grünen üben heftige Kritik an der krassen Fehlentscheidung der drei Parteien in Bund und Land beim Westring, sehen darin eine Täuschung der Betroffenen der Verkehrsprobleme und keine Genehmigungsfähigkeit des Westrings im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung auf Grund der hohen aktuellen Belastung der Linzer Luft mit Schadstoffen und wollen als Alternative Linz zur Hauptstadt des Öffentlichen Verkehrs machen, damit tausende PendlerInnen zum Wechsel auf die Schiene motivieren und das Verkehrsproblem tatsächlich lösen. Erster Schritt: Wiedergründung der Nahverkehrsgesellschaft NAVEG und Sanierung der Langsamfahrstrecken 2011. Umsetzung des Gesamtpakets in diesem Jahrzehnt – das Jahrzehnt des öffentlichen Verkehrs.

Der sogenannte Westringkompromiss bringt keine Lösung des Linzer Verkehrsproblems. Ganz im Gegenteil, er wird das Linzer Verkehrsproblem möglicherweise sogar deutlich verschärfen.

Denn:

  • in Wirklichkeit wurde gestern der Bau einer Donaubrücke paktiert und nicht mehr. Denn für die weiteren Bauteile existiert keinerlei Zeitplan, die Fortsetzung des Baus hängt von den Finanzierungsmöglichkeiten ab – es wird also lediglich der Stau auf die andere Seite der Donau verlagert, der Streit  mit dem Bund wird in den nächsten Jahren fortgesetzt
  • mit dem wenig glaubwürdigen Verzicht auf den Nordteil ist der restliche Südteil völlig überdimensioniert. Warum, wenn auf den Nordteil tatsächlich endgültig verzichtet wird? Die Grünen vermuten nur ein Aufschieben des Nordteils. Wenn der Transitdruck aus dem Norden nach Fertigstellung der S10 zu groß wird, wird der Nordteil mit Sicherheit wieder erweckt. Sonst müsste man konsequenterweise den Südteil massiv verkleinern. Die Überdimensionierung wird noch eklatanter, da die ASFINAG am Westring ja Tempo 60 plant und daher eine viel sparsamere Strecke möglich wäre. Offensichtlich werden hohe Summen an überzogenen Kosten in Kauf genommen, um keinen Neubeginn der Verfahren zu riskieren
  • Schon vor allen Wahlen der letzten Jahrzehnte wurde ein Baubeginn im jeweiligen Wahljahr angekündigt, jetzt wieder auf ein Neues. Nach 1997, 2003 und 2009 nun eben 2015.
  • Das wird nichts werden, denn an eine Genehmigung der Umweltverträglichkeit (zuständige Behörde ist das Infrastrukturministerium) ist nicht einmal zu denken. Schon heute ist die Linzer Luft massiv stärker belastet, als es die EU-Richtlinien zulassen. Noch mehr Schadstoffe durch noch mehr Verkehr kann nicht umweltverträglich sein. Würde dennoch die UVP positiv durchgedrückt, dann könnte man in Österreich in Zukunft Umweltverträglichkeitsprüfungen sofort abschaffen. Denn gravierender kann ein Projekt nicht mehr den UVP-Zielen widersprechen.

Anschober: „Das ist das Fatale an dieser Fehlentscheidung: der Bevölkerung wird vorgemacht, dass es zu einer Verkehrslösung kommt, die der Westring ohnedies nicht ist, aber nach Ende aller Verfahren wird 2014 klar sein, dass der Westring nicht gebaut werden kann. Wir Grüne wollen daher nun in die Offensive gehen, wir wollen das größte Ausbauprogramm der Landesgeschichte im öffentlichen Verkehr der Großregion Linz durchsetzen.“

Linz soll wie die Schweiz, wie viele Städte in Deutschland und wie Salzburg werden – der öffentliche Verkehr soll so attraktiv werden, damit 30 Prozent und mehr der PendlerInnen mit attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln einpendeln. Linz soll die Hauptstadt des öffentlichen Verkehrs werden.

Anschober: „Wir wollen erreichen, dass die Landespolitik und die Stadtpolitik in Wien und in Brüssel genauso offensiv für eine Mitfinanzierung des Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Großregion Linz kämpfen wie es in den vergangenen Wochen VPSP für den Westring gemacht haben.“

Und das soll im Großraum Linz in diesem Jahrzehnt Wirklichkeit werden:

  • Ausbau und Elektrifizierung der MÜHLKREISBAHN und Einziehen in den Hauptbahnhof samt Verbindung mit der Lilo; als erste Sofortmaßnahme Sanierung der zwölf Langsamfahrstrecken
  • Ausbau und Attraktivierung der Strecke LINZ-GRAZ; als erster Schritt sofortige Sanierung der Langsamfahrstrecken
  • Neubau der Stadtbahn LINZ-GALLNEUKIRCHEN-PREGARTEN
  • Verlängerung STRASSENBAHN Linz-Harter Plateau bis Traun & Haid
  • Neubau der Eisenbahnbrücke
  • Zweite Linzer Straßenbahnachse

Anschober: „Dieses Paket wird dafür sorgen, den Anteil der Einpendler nach Linz, die die Öffis benutzen, von derzeit 17 auf über 30 Prozent beinahe zu verdoppeln und Tausende Autofahrer zum Umsteigen auf die Schiene zu motivieren und damit Linz entstauen. Wir wollen eine Verhandlungsoffensive in Brüssel für eine TEN-Deklaration der Strecke Linz-Graz und einer Mitfinanzierung und einen Öffi-Gipfel mit Bures und Faymann durchsetzen. Und wir erwarten uns von VPSP, dass für das Öffipaket für den Großraum Linz derselbe politische Druck aufgebaut wird wie in den letzten Wochen beim Westring!“

Weit über 5000 haben mittlerweile Resolutionen gegen die Ausdünnung der Regionalbahnen unterschrieben, gemeinsam mit den Westringgegnern und den Befürwortern des öffentlichen Verkehrs wird in den kommenden Jahren eine starke Bürgerbewegung entstehen.“

Dutzende eingestellte Regionalzüge, sechshunderttausend gestrichene Regionalbahnkilometer, der Kahlschlag bei der Fernverkehrsverbindung Linz-Graz, Schneckentempo im oberen Teil der Mühlkreisbahn, etliche Langsamfahrstrecken auf den OÖ. Regionalbahnstrecken, auf die lange Bank geschobene Sanierungs- und Ausbauprojekte. Das sind nur einige der traurigen Eckpunkte des erbärmlichen Zustandes eines Teils der ÖBB-Pendlerstrecken in Oberösterreich. Der öffentliche Verkehr, insbesondere sein Rückgrat Schiene muss rasch aus der Sackgasse und damit aus der Krise geholt werden.

Dicke Handbücher für Oberösterreichische ÖBB-LokführerInnen verzeichnen zwischen Linz und Selzthal, Linz-Urfahr und Aigen-Schlägl, Linz und Steyrtal, Linz und Perg, Linz und Summerau, Linz und Braunau nach wie vor nicht weniger als 77 Langsamfahrstrecken, etliche davon können nur mit 20 bis 30 Stundenkilometer befahren werden.

Dabei will OÖ mit seinem im Februar 2008 im Landtag beschlossenen Gesamtverkehrskonzept durch gezielte Maßnahmen den Gesamtwegeanteil des Öffentlichen Verkehrs von derzeit 13 Prozent, bis 2021 wieder auf den Wert des Jahres 2001, nämlich auf 15 Prozent bringen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurden spezielle Schwerpunkte gerade im Öffentlichen Regionalverkehr gesetzt. Ziel wäre für alle OberösterreicherInnen einen qualitätsvollen Öffentlichen Verkehr zu verlässlichen Bedingungen anzubieten.

Seit rund einem Monat aber ist nun ein neuer ÖBB-Fahrplan in Kraft, der neben der teilweise maroden Regionalbahninfrastruktur diese Verlässlichkeit auf eine harte Probe stellt:

Allein in OÖ wurden 500.000 Zug– und 1,3 Millionen Bus-Kilometer im  Nah- und Regionalverkehr gestrichen. Dazu werden die Kunden auch mit einer Tariferhöhung von 3 Prozent belastet.

Diese Streichung von 500.000 Zugkilometern wirkt sich in einigen Bezirken teils gravierend aus: Von den bisher über die Regionalverkehrskonzepte zusätzlich vom Land bestellten Zugkilometern wurden mit dem neuen ÖBB-Fahrplan in folgenden Bezirken radikal gestrichen:

  • Vöcklabruck               13 %
  • Steyr-Land                 27 %
  • Linz-Land                    29 %
  • Braunau                     34 %
  • Rohrbach                   49 %

Anschober: „Für die einzelnen Bezirke sind dies massive Einschnitte im regionalen Bus- und Schienenangebot.  Und ein immenser Schaden auf dem Weg die Ziele des Gesamtverkehrskonzeptes zu erreichen“.

Am gravierendsten fallen die Einschnitte bei der Mühlkreisbahn aus, die ohnedies bereits unter 12 Langsamfahrstellen leidet: Insgesamt 101.000 von bisher 205.000 über das Regionalverkehrskonzept zusätzlich bestellten Zugkilometer sollen gänzlich gestrichen werden. Das entspricht einer Rücknahme von nahezu 50 Prozent. Damit wird die Einstellung der Mühlkreisbahn schlicht weg vorweggenommen!

Auch auf der Westbahnstrecke sind zwei Kurspaare zwischen Attnang-Puchheim und Linz eingespart worden,  bei der Kammerer-Bahn fällt der Wochenend-Verkehr gänzlich weg. Die Liste der Einsparungen lässt sich auch im Bus-Verkehr beliebig fortsetzen und ist gleichermaßen verheerend.

Laut Fahrplan kommt es auch auf der Salzkammergutbahn zu durchschnittlich sechs Minuten längeren Fahrzeiten zwischen Attnang und Stainach. Der Grund sind auch hier Langsamfahrstellen wegen des teils desolaten Schienennetzes. Dem ÖBB Management in Wien scheint die aber ziemlich gleichgültig zu sein: „Reparaturen stehen derzeit nicht an: Diese Langsamfahrstellen liegen laut klar außerhalb des sogenannten ÖBB-Kernnetzes, also südlich von Ebensee“, lautet eine Stellungnahme der ÖBB.

Darüber hinaus wurde mit dem neuem Fahrplan auch die direkte Zugverbindung von Linz nach Graz zu Grabe getragen.
Der Kommentar des ÖBB Managements zu all diesen Einsparungen: Die „Anpassungen“ seien alle „mit Augenmaß“ erfolgt. Die  Einschränkungen sollen Schüler oder Pendler  nicht betreffen. „Ja, wen den sonst? SchülerInnen, Studentinnen und ArbeitspendlerInnen  – das sind doch die HauptkundInnen der ÖBB. Dies sollte den ÖBB-Managern in Wien aber sehr wohl bewusst sein“, sind die Argumente der ÖBB Anschober nicht nachvollziehbar.

Ganz klar ist aber auch, dass diese systemisch einschneidenden Kürzungen nicht allein die beteiligten Verkehrsunternehmen zu verantworten haben. Die ÖBB befinden sind seit Jahren in einer verkehrspolitischen Zwangsjacke gefangen, die ihr nahezu ausnahmslos alle Bundesregierungen verpasst haben. Der Bund als wesentlicher Finanzierer des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs hat über Jahrzehnte einseitig in den Ausbau der Straßeninfrastruktur investiert und daneben den Öffentlichen Verkehr, insbesondere die Schiene, sukzessive kaputt gespart.

Die prioritäre ÖBB-Investitionsliste für Oberösterreich ist völlig untragbar – Linz-Graz bis 2016 ohne wesentlichen Ausbau

Während sich VPSPFP nach wie vor in den Westring „verbeißen“, sieht der prioritäre Ausbauplan von Infrastrukturministerin Bures für Oberösterreich im Bereich der Eisenbahn gravierende negative Weichenstellungen hin aufs Abstellgleis:

  • völlig unklar ist in diesem Konzept die Zukunft der Regionalbahnen
  • bis 2016 wird kein wesentlicher Ausbau der in einem katastrophalen Zustand befindlichen Bahnstrecke Linz-Graz geplant
  • bis 2016 soll zwar auf der konkurrierenden Pyhrnautobahn eine zweite Röhre bei der Tunnelkette Klaus und beim Bosrucktunnel kommen, aber die Bahnstrecke verbleibt desolat wie bisher

Enthalten sind im Konzept lediglich 30,5 Millionen für den Umbau Spital/P und die Errichtung einer Ausweiche Linzerhaus( zweigleisiger Ausbau auf 760m) und die Planung für den Neubau des Bosrucktunnels. Diese Planungsarbeiten sollen laut Konzept bis 2017 andauern (!!!), die Planungskosten werden mit 30 Millionen kalkuliert, der anschließende Bau als „offen“ bezeichnet. Während in Summe in den höchst fragwürdigen Koralmtunnel bis zu 10 Milliarden Euro vergraben werden, lässt die Infrastrukturministerin die Verbindung zwischen der zweit- und der drittgrößten Stadt Österreichs weiter verkommen. Das kann und darf es nicht sein.

Anschober: „Wir brauchen daher dringendst eine breite Allianz für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs und vor allem ein einheitliches engagiertes Auftreten Oberösterreichs für den Öffentlichen Verkehr beim Bund. Dass einerseits das Geld für einen attraktiven öffentlichen Verkehr fehlt, aber andererseits der Bund eine Milliarde Euro in den Bau des Westrings investieren will, passt ganz einfach nicht mehr zusammen, da ist jedes Gleichgewicht unter den Verkehrsträgern abhanden gekommen, eine untragbare Schieflage Realität. Vielleicht hat dies damit zu tun, dass viele Politiker den öffentlichen Verkehr meist nur bei Eröffnungen von Innen sehen“.

Anschober erwartet sich von Ministerin Bures eine neue Prioritätenreihung, die dem ÖV wieder mehr Gewicht gibt und damit den Ausbau der zweiten Linzer Straßenbahnachse und der Westbahn, die Attraktivierung sämtlicher Oö. Regionalbahnen und die Errichtung der Stadtbahn nach Gallneukirchen und Pregarten ermöglicht.
Anschober: „Was in der Schweiz längst Wirklichkeit ist, muss doch endlich auch in Österreich möglich sein: eine attraktive, schnelle und bequeme Alternative zum Auto, die damit auch die Staus auf den Straßen und unsere Luftschadstoffprobleme verringert. Westring und alle ÖV-Projekte würden in etwa gleich viel kosten. Beides wird in Zeiten der Budgetkrise nicht finanzierbar sein. Also kann es nur heißen: klarer Vorrang für Investitionen in den Ausbau des ÖV.“

Auch Bevölkerung ganz klar für sparen beim Straßenbau und Vorrang kostengünstiger ÖV-Alternativen

Direkt angesprochen auf kostengünstigere Alternativen spricht sich laut Spectra Umfrage eine klare Mehrheit von 58 Prozent der OberösterreicherInnen für deren Prüfung und Umsetzung aus. Weiters ist eine klare Mehrheit laut dieser Umfrage dafür, in Krisenzeiten im Straßenbau zu sparen. Dies ist eine ganz klare Botschaft an die Pro Westring Front, von ihrem Beharren auf diesem veralteten Straßenprojekt abzugehen. Der Begriff „Westring“ suggeriert eine Umfahrung, aber in Wahrheit handelt es sich um eine Autobahn mitten durch Linz. Ein Projekt, das durch eine seine zusätzliche Luftbelastung ziemlich sicher an der Umweltverträglichkeitsprüfung scheitern wird.

NAbg. Dr inGabriela MOSER
Verkehrssprecherin der Grünen

BURES muss für eine Bundesverkehrsstrategie-ÖV sorgen:

Es liegt in der Kompetenz und Verantwortung von BMin Bures bessere Rahmenbedingungen für funktionierende Regionalbahnen zu schaffen.
Die Grünen haben im Parlament bereits wiederholt eine Reform des ÖPNRV-Gesetzes beantragt und einen an systemischen Taktknoten orientierten Gesamtverkehrsplan für Öffis gefordert. Die Kürzung der Öffi-Mittel um 4 Mio. Euro im laufenden Budget ist unbedingt rückgängig zu machen. Nötig sind vielmehr 50 Mio. Euro für innovative und attraktive Öffi-Angebote pro Jahr. Zusätzlich ist endlich ein bereits 1999 zugesagter Beschluss über Bundesinvestitionsmittel für Öffi-Infrastruktur einzuhalten und umzusetzen. „Zweckbindungen gegenüber den Ländern zu streichen, den Öffis nötige Bundesgelder vorzuenthalten und gleichzeitig den Ländern jährlich dreistellige Millionenbeträge für die verländerten Bundesstraßen zu überweisen – das zeigt ganz offensichtlich die Öffi-Feindlichkeit der Bundesverkehrspolitik“, kritisiert die Grüne Verkehrssprecherin im Parlament, Gabriela Moser.

Der schlechteste öffentliche Verkehr ist jener mit verschiedenen, wechselnden oder fehlenden Strategien: Hier fehlt die Anschlussfähigkeit der Systeme, der einfache Zugang zu Information und damit das „Vertrauen“ der Menschen in ihre Mobilität. Deswegen ist die Strategiewahl eine unverzichtbare öffentliche Aufgabe, die der Bund mit einer  übergeordneten Strategie für Öffentlichen Verkehr gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden  erarbeitet und planen müsste. „Im Rahmen so einer Bundesverkehrsstrategie und allen Zahlungen an Verbünde und Verkehrsbetreiber, wäre auch sicherzustellen, dass alle öffentlichen Verkehrsbetreiber an einem Fahrplan- und Ticketverbund teilnehmen und eine gemeinsame österreichweite Mobilitätskarte anbieten“, betont Gabriela Moser.

„Regionalbahnen sind und bleiben die kostengünstigste, verkehrssicherste, beschäftigungsintensivste und umweltverträglichste Form von Massenmobilität und zugleich das soziale Netz dafür, damit alle BürgerInnen mobil bleiben können. Wenn wir lebendige Regionen haben wollen, wo dem negativen Strukturwandel wie Arbeitsplatzverlust und Absiedlung, Einhalt geboten werden soll, brauchen wir starke Regionalbahnen“, fordert Moser abschließend.

LAbg. Markus REITSAMER
Verkehrssprecher der Grünen OÖ

Grüne Initiative „Retten wir die oö. Regionalbahnen“

Im vergangenen Jahr haben die Grünen OÖ eine Initiative zur Rettung der oö. Regionalbahnen gestartet – tausende BürgerInnen hat das Thema derart bewegt, dass sie sich auch aktiv in das politische Geschehen einbracht haben:

Seit Beginn der Initiative haben mittlerweile über 5000 BügerInnen die Petition „Retten wir die oö. Regionalbahnen“ unterstützt.

Darüber hinaus haben die Grünen OÖ eine Tour durch die betroffenen Regionen/Gemeinden absolviert und dort mit großem Engagement unserer GemeindrätInnen auch zahlreiche Informationsstände organisiert. „Der breite Zuspruch zu unserem Anliegen zeigt uns, dass es uns ein Stück weit auch gelungen ist, in unserer autozentrierten Gesellschaft ein Bewusstsein für unsere OÖ. Regionalbahnen zu schaffen“, betont der Grüne Verkehrssprecher Markus Reitsamer.

Regionalbahnen sind das Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs in den Regionen und unverzichtbar für deren Anbindung an den Zentralraum. Internationale Erfahrungen zeigen, dass mit attraktiven Angeboten Regionalbahnen bis zu 25 Prozent mehr Fahrgäste ansprechen als vergleichbare Systeme, die auf den Bus setzen.

Reitsamer: „Da ich davon überzeugt bin, dass jede Region die Verkehrsinfrastruktur hat, die sie sich verdient, daher haben wir in einem zweiten Schritt unsere Bewusstseinsschärfung für bessere Bahnen auf die Gemeindestuben ausgeweitet und in zahlreichen Gemeinden, in denen grüne GemeinderätInnen vertreten sind auch entsprechende Resolutionen eingebracht, die mittlerweile in 12 Gemeinden auch positiv beschlossen wurden.

Gerda LENGER
Klubobfrau der Grünen Linz

Die Verkehrsdaten zeigen klar, dass das Linzer Verkehrsproblem dringend gelöst werden muss. Weder die Fortsetzung des derzeitigen Trends bis 2025 noch der zusätzliche Bau eines Verkehrserregers sind mit den EU-Vorgaben einer deutlichen Verbesserung der Linzer Luft vereinbar. „Eine echte Verkehrslösung für Linz muss daher vor allem beim massiven Ausbau und der Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs auf Schweizer Niveau ansetzen: konkret die Attraktivierung sämtlicher kaputt gesparter Regionalbahnstrecken die nach Linz führen.“, betont die Klubobfrau der Grünen Linz, Gerda Lenger. Für sie steht fest, dass ungenütztes Beförderungspotential im Personennah- und Regionalverkehr auf folgenden Strecken endlich optimal ausgeschöpft werden muss:

Fahrgäste / jährlich (Million/Jahr)

  • Summerauerbahn: 1,2
  • Pyhrnbahn: 2,6
  • Mühlkreisbahn: 1,8
  • Donauuferbahn: 1,2
  • Passauerbahn: 3,5
  • Innviertlerbahn: 0,8
  • Bahnstrecke Steyr – Linz: 2,2
  • Westbahn aus Richtung Amstetten: 3,2
  • Westbahn aus Richtung Wels/Attnang: 3,8
  • LILO (keine ÖBB-Bahn): 1,9

Eine in Österreich bereits attraktivierte Regionalbahnstrecke, wie die Salzburger Lokalbahn, befördert mittlerweile rd. 5 Millionen Fahrgäste jährlich. Das erreicht in OÖ nicht einmal der Regionalbahnverkehr auf ÖBB-Hauptstrecken. Im Regionalverkehr auf der West-, Pyhrn- und Passauerbahn liegt die ÖBB im Bereich von 2,5 bis 3,8 Millionen Fahrgästen jährlich. Die anderen sieben Regionalbahnstrecken liegen nach wie vor unter 2 Millionen Fahrgästen und damit um 60 Prozent unter dem Ergebnis der Salzburger Lokalbahn.

Ergänzend zu einer Angebotsverbesserung auf den bestehenden Regionalbahnen braucht es auch eine Verbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer Hauptbahnhof sowie eine Neuerrichtung einer Stadtbahn Linz-Gallneukirchen-Pregarten.
Ziel muss es sein, den Anteil jener Pendler, die mittels ÖV in den Zentralraum Linz einpendeln, durch Attraktivierung und Angebotsverbesserung massiv zu erhöhen.

Aus der Linzer Verkehrserhebung geht hervor, dass täglich rund 120.000 Pendler aus dem Umland in die Stadt unterwegs sind. Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs am täglichen Zustrom liegt dabei gerade einmal bei 17 Prozent. Linz hat also nur 20 400 tägliche Öffi-Einpendler. „Ziel müssen aber 30 Prozent sein, also 36.000 Öffi-Einpendler der insgesamt täglichen 120.000 Linz-EinpendlerInnen“, betont Lenger.

Die Rechnung wäre einfach:  Würde man die nächsten 5 Jahre durch eine Angebotsverbesserung auf den 10 nach Linz führenden Regionalbahnen jedes Jahr jeweils nur 300 Öffi-PendlerInnen dazugewinnen, so wäre dies in Summe ein Zuwachs von rund 15.000 Öffi-PendlerInnen. Damit wäre eine ungefähre Verdopplung der Linz-EinpendlerInnen innerhalb von 5 Jahren zu erreichen wobei  hier Steigerungen im Busverkehr noch gar nicht berücksichtigt sind.

Lenger: „Das würde die Linzer Luft entlasten, das würde die Staus auflösen, das würde das Leben der PendlerInnen und LinzerInnen erleichtern.“

Dass eine Verdoppelung der Öffi-Einpendlerinnen nach Linz möglich ist, zeigt auch eine von der AK im Jahr 2009 durchgeführte PendlerInnenbefragung in Oberösterreich, die die falschen Prioritäten verdeutlicht:
Von fast 400.000 PendlerInnen in ganz OÖ fahren fast zwei Drittel (also rund eine Viertelmillion) mit dem Auto zur Arbeit (in Linz 99.600 von 120 000 EinpendlerInnen), von denen sich – laut AK – wiederum zwei Drittel (also mehr als 160.000 PendlerInnen!) einen Verzicht auf den Pkw, also den Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr (ÖV) vorstellen könnten – „wenn Arbeitszeiten und Fahrpläne besser aufeinander abgestimmt würden“, wie es im AK Report heißt.
Und weiter:  „In Oberösterreich kommen 162.000 ArbeitnehmerInnen ohne Auto zur Arbeit. Tendenz leicht steigend. Aber es könnten viel mehr sein, würde mehr für den Öffi-Ausbau in Verbindung mit Park-and-Ride-Anlagen getan. Durch die jetzige antiquierte Verkehrspolitik werden viele Menschen insbesondere am Land dazu gezwungen, mit dem Pkw in die Arbeit zu fahren. Sie und auch die betroffenen StadtbewohnerInnen zahlen damit mehrfach den Preis für eine verfehlte Verkehrspolitik. Mit Konzepten aus dem vorigen Jahrhundert kann man die Verkehrsprobleme des 21. Jahrhundert nicht lösen“.

Menschen zum Umsteigen vom Auto auf Öffis zu animieren bedarf eine Abkehr vom reinen „Nachfrage-Fahrplan“  hin zum „Angebots-Fahrplan“. Das bedeutet dichter Takt, an allen Tagen der Woche von früh bis spät, möglichst Wohnungs-nahe Haltestellen. Eine gewisse Doppelstrategie in Form von push and pull-Maßnahmen ist notwendig  um merkbare Veränderungen des Mobilitätsverhaltens zu erreichen.

Moderne Verkehrsplanung und Finanzierung zeigen nicht nur positive Effekte für die Klimabilanz sondern auch für den Arbeitsmarkt. Investitionen in den ÖV sind wesentlich Arbeitsplatz-intensiver als der Autobahnbau, wie eine WIFO-Studie belegt. Eine Milliarde Euro in Bahninfrastruktur investiert, schafft demnach über 18.000 Arbeitsplätze. Dieselbe Summe bewirkt im Autobahnbau nur 10.700 Arbeitsplätze.

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